REPORT AUS STEREO 10/1988
NEUE TECHNIK
zufolge in Sonys DADC-Fabri-
ken keine fortschreitende Oxi-
dation
beobachten
können.
Dennoch geht man hier - und
im Gegensatz zu manchen an-
deren Fabriken - auf Nummer
Sicher und verspiegelt die Alu-
Schicht komplett.
Demgegenüber
behauptet
Wolfgang Immelmann: „Daß
Label-Seite
später
oxidieren
könnte, haben wir nicht einmal
bei Platten beobachtet, bei de-
nen versehentlich die Schutz-
lackschicht vergessen worden
war.
Neulich haben wir eine nicht
schutzlackierte CD nach zwei
Jahren aus dem Handel zurück-
bekommen. Da war die Farbe
direkt auf das Alu aufgetragen
und die CD empfindlich gegen
Fingerabdrücke: Man konnte
die
nicht
mehr
abwischen.
Aber auch bei dieser Platte war
die
Aluminiumschicht
völlig
einwandfrei.“
Ein Körnchen Wahrheit
Fazit unserer
Recherchen:
An den Gerüchten über korro-
dierte CDs ist zumindest ein
Körnchen Wahrheit dran. CD-
Killer Nr. 1 scheinen die von
einigen
wenigen
Herstellern
verwendeten Druckfarben für
das Label zu sein, die derartig
aggressive, also unverträgliche
Pigmente
und
Chemikalien
enthalten, daß sie sich bis in die
Alu-Schicht regelrecht durch-
fressen können.
Geteilter Meinung sind die
Experten nach wie vor bezüg-
lich der Hafteigenschaft der je-
weils verwendeten Schutzlak-
ke, einig dagegen, daß diese in
ihren Eigenschaften mit den
Druckfarben verträglich
sein
müssen. Der sicherste Schutz
gegen potentielle Oxidation ist
schließlich, das reflektierende
Metall komplett gegen Luft zu
isolieren.
Dann schälen sich Farben
und Schutzlack nicht ab, zer-
stört keine Chemie das Metall,
das dann auch nicht oxidieren
kann. Wenn das ganze Sand
wich einen oder mehrere Här-
tests in der Klimakammer ohne
jede
Alterungserscheinungen
übersteht, darf man für solche
optimal prozessierten CDs ein
langes Leben erwarten.
Franz
Schölrr
5 T S R S O
10/8* I
lig
kaputt.
Bei
hoher
Luft-
feuchtigkeit und hohen Tempe-
raturen wandern die Moleküle
ziemlich rapide. Unter ’norma-
len’ Bedingungen halt langsa-
mer. Nur um wieviel langsa-
mer, ist in der Tat schwierig
und nur annäherungsweise zu
bestimmen.“
Schwankendes Klima
normalerweise kein
Problem
ln automatischer Fertigung wird der Schutzlack aut die Nicht-Abspielseite
aufgebracht, hier ist die CD empfindlich gegen Kratzer
Korrosionsprobleme,
aber
auch hier muß die richtige Aus-
wahl erfolgen.
Die
härteren
UV-Lacke
beinhalten keine Lösungsmit-
tel, hier wird per Strahlung aus-
gehärtet. Bei Lacken mit Lö-
sungsmitteln müssen diese ver-
dampfen, damit der Lack aus-
härtet.
Wie man bei PDO in Tests
herausgefunden
hat,
gibt
es
UV-Lacke, die mit der Zeit
spröde und rissig werden. Im-
melmann: „Härte und Haftei-
genschaften
beim
Schutzlack
sind
etwas
widersprüchliche
Forderungen. Die Härte ist bei
UV-Lacken zweifellos besser.
Dafür ist die Haftfestigkeit auf
der
Aluminiumschicht
schlechter.“
Kommen wir noch einmal
kurz auf die Labelfarben-Pro-
blematik zurück. Hierzu meint
Wolfgang Immelmann: „Neh-
men wir als Beispiel den Fall,
daß sich eine Farbe im Klima-
kammer-Test binnen zwei Ta-
gen durch den Schutzlack frißt.
Das
würde
unter
normalen
Rahmenbedingungen nach et-
wa vier bis fünf Jahren passiert
sein.
Solche Platten mit aggressi-
ven Farben sind in unserem
Härtetest nach zwei Tagen völ-
Dem
stimmt
DADC-Pro-
duktionsleiter Dieter Daum zu:
„Klar haben Feuchtigkeit und
Temperatur auf jede Molekul-
arbewegung Einfluß. Aber in-
nerhalb einer normalen CD-
Lebenszeit sollte das nicht zu
einem Problem werden.
Es wäre allerdings unseriös,
wenn ich für die Alterung bis
zum zu erwartenden Zeitpunkt
der
Unspielbarkeit
eine
ge-
Auf dem Lichtmlkroskop-Foto erkennt man. daß die Label-Farbe in den
darunterliegenden Schutzlack durchgeschlagen ist
150
Auch das Aufbringen der Aluminium-Verspiegelung erfolgt vollautomatisch
und unter Reinluftbedingungen im sogenannten Sputter-Verfahren
nauere Angabe machen würde,
denn die Umgebungsbedingun-
gen sind sehr unterschiedlich.
Wichtig ist, daß man in der
Klimakammer den Trend un-
tersucht, ob sich die CD im
Lauf der Zeit verschlechtert. In
Größenordnungen von zehn bis
21 Tagen sollte man gar keine
Alterung feststellen können.“
Und was ist mit der progres-
siven Oxidation an jenen Stel-
len der CD, an denen das Alu-
minium freiliegt, also am In-
nenloch oder am Außenrand?
Hier gehen die Meinungen der
Hersteller dann doch auseinan-
der. So hat man Dieter Daum
100
30 JAHRE STEREO
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